Usutu-Virus tötet Amseln – Das stille sterben der Amseln

Dem NABU wurden mehr als 25.000 Vögel gemeldet, die wohl durch das Usutu-Virus ums Leben kamen. Das sind wesentlich mehr als es jemals vorher waren. In Deutschland breitet sich das Usutu-Virus immer mehr aus.

Die Zahlen sinken endlich wieder

Seit Anfang September 2018 gehen die Meldungen über Usutu-Verdachtsfälle zurück. Pro Tag wurden circa 130 Fälle gemeldet. In der Bundesrepublik waren es damit insgesamt 12.365 Fälle mit über 25.000 betroffenen Vögeln. Die Herkunft der Meldungen ist weitgehend gleichgeblieben. Es wird durch die zurückgehenden Temperaturen im Herbst damit gerechnet, dass die Infektion langsam ausläuft. Die endgültige detaillierte Auswertung über die Verdachtsfälle und die vielen Nachweise von Laboren und staatlichen Veterinärbehörden wird zum Jahresende von der NABU und dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin eine klare Übersicht über eine bereinigte Karte ausgestellt. Aus ihr ist ersichtlich wie sich das Virus im Jahr 2018 verbreitet hat. Wie es scheint, ist das Virus zum ersten Mal in weiteren Gebieten zum Ende der laufenden Saison aufgetreten. Das kann dazu führen, dass dort im Folgejahr mehr Vögel sterben werden. In der Vergangenheit war das häufig zu beobachten. Das letzte Mal war es in der Region von Hamburg so. 2017 gab es die ersten Nachweise, der große Ausbruch folgte im Jahr 2018. Seit Anfang September waren es statt 400 neuen Meldungen, jeden Tag „nur“ noch 200. Damit sind es im September wahrscheinlich schon weniger Vögel, die betroffen sind, als es noch im August waren.

Regionale Unterschiede

Die meisten neuen Meldungen, wie auch davor schon, kommen aus dem Norden, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und auch aus dem westlichen Mecklenburg-Vorpommern. Im Land Mecklenburg-Vorpommern wurde bei einem im Landkreis Nordwest-Mecklenburg gefundenen Vogel nachgewiesen, dass er mit dem Usutu-Virus infiziert war. Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg bekam 700 Vögel zum Untersuchen. Von 250 untersuchten Vögeln bis zum 4. September waren 131 mit einem Positiv-Befund auf das Usutu-Virus. Es waren aber nicht nur Amseln, sondern auch elf andere Vogelarten, darunter Meisen, Finken und Singdrosseln. So viele Vögel wie in 2018 sind in den Jahren zuvor dem Usutu-Virus bei Weitem nicht zum Opfer gefallen. Ein Grund ist dafür, dass sich das Virus mittlerweile über den größten Teil von Westdeutschland ausgebreitet hat.

Dokumentation

Damit tatsächlich dokumentiert werden kann, wie sich das Virus ausgebreitet hat, ist eine Bestätigung möglichst vieler Verdachtsfälle im Büro wichtig. Neben dem BNI wird auch von einigen anderen veterinärmedizinischen Untersuchungsämtern die entsprechende Untersuchung vorgenommen. Die Vögel sterben durch das Virus in der Stechmückensaison von Mai bis September. Sind die Vögel infiziert, ist ihnen die Krankheit offensichtlich anzusehen. Sie wirken apathisch und versuchen nicht mehr zu flüchten. Meist sterben sie innerhalb von wenigen Tagen. In den meisten Fällen sind Amseln die infizierten Vögel, daher wird die Usutu-Epidemie auch als Amselsterben bezeichnet. Andere Vogelarten sind aber genauso gefährdet und können an dem Virus sterben.

Melden von kranken oder toten Amseln

Der NABU bittet nach wie vor darum, über das Onlineformular Verdachtsfälle zu melden. Im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg werden die toten Vögel weiterhin untersucht. Damit die Auswirkungen auf die Vogelbestände erforscht werden können, findet ein Vergleich der Daten der NABU-Gartenvogelzählaktionen mit den Usutu-Daten der NABU und des BNI statt. Es wird daher auch um die Teilnahme der NABU-Aktionen „Stunde der Wintervögel“, die im Januar stattfindet und der „Stunde der Gartenvögel“ im Mai 2019 gebeten. Es sind zwei Fälle bekannt, bei denen bei Menschen das Virus nachgewiesen wurde. Einmal im Jahr 2012 und einmal im Jahr 216. Bei beiden Menschen zeigten sich aber keine Krankheitssymptome.

Nicht vermeidbar

Die Usutu-Infektion kann weder vermieden noch behandelt werden. Es kann lediglich die Auswirkung dokumentiert werden, woraus sich Schlussfolgerungen für die Zukunft schließen lassen. Das Ziel ist der Vergleich mit anderen Gefährdungsursachen für Vögel, wie Lebensraumverlust und Klimawandel. Der Vergleich soll helfen, zu beurteilen, welche Bedrohungen für die Vogelarten bestehen. Für Amsel und Co sind möglichst gute Lebensbedingungen wichtig. Dafür kann jeder ein kleines bisschen mit seinem Garten tun.

Foto: NABU/Michael Beusch

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